15.11.2018
Winterdienst: Richtige Streutechnik ist wichtig
Wetterexperten sehen eine Zukunft mit extremen Wetterlagen auf uns zukommen. Natürlich auch für die Wintermonate. Allerdings erwarten die Wetterfrösche nicht unbedingt mehr Schneefall, sondern eher weniger.
Doch bedeutet das nicht gleichzeitig mehr Sicherheit für den Straßenverkehr. Denn Schnee ist dort viel weniger problematisch als Eisglätte. Davon gibt es vier verschiedene Formen, sagt Linda Noel, Expertin vom Deutschen Wetterdienst (DW) auf einem Seminar des Verbandes der Kali- und Salzindustrie e. V. (VKS). Reifglätte entstände durch Reifbildung, Eisglätte durch überfrierende Nässe, Glatteis durch gefrierenden Regen und Schneeglätte durch Schneefall. Überhaupt bedürfe es für glatte Straßen lediglich zwei Voraussetzungen. Erste: Die Straßenbelagstemperatur muss unter null Grad Celsius liegen. Zweite: Es muss ausreichend Feuchtigkeit, entweder Luftfeuchte oder Niederschlag, vorhanden sein.
Dass glatte Straßen den Verkehr viel häufiger gefährden als verschneite, belegt eine Langzeitstudie des Landesbetriebs Mobilität Rheinland-Pfalz (LBM). Demnach waren während der vergangenen Winterperioden die Streu- und Räumfahrzeuge wegen Schneeglätte nur 25 mal im Einsatz. Wegen Reif- und Eisglätte mssten sie dagegen 57 mal ausrücken.
Bewährt bei Reif- und Eisglätte ist die sogenannte Flüssigkeitsstreuung. Dabei wird reine Salzsole auf die Fahrbahn gebracht. Vorteil: Die Sole wird gleichmäßig verteilt und die verkehrsbedingten Verluste bei trockener und leicht feuchter Fahrbahn betragen nur 30 Prozent, erklärt Mike Fensterseifer vom LBM. Sie sei das derzeit umweltschonendste Verfahren, stoße aber unter -6 bis -8 Grad Celsius und bei überfrierender Nässe an ihre Grenzen. Bei tiefen Temperaturen und Schneefall sei die bewährte Kombination aus auftauendem Feuchtsalz und mechanischer Schneeräumung unumgänglich. Denn zum einen soll der Schnee räumfähig bleiben und gleichzeitig die Eisbildung auf der Fahrbahn verhindert werden. Feuchtsalz empfehle sich besonders, wenn bereits Wasser auf der Straße ist und sich das Streugut schnell auflöst. Nachteil sind die hohen Wehverluste bei trockener oder leicht feuchter Fahrbahn. Studien belegen, dass nach 150 Kraftfahrzeug-Überfahrungen nur 30 Prozent des Streuguts auf der Strecke bleiben. Bei 6000 Überfahrungen sind es gerade mal 10 Prozent.
Die Winterdienstfahrzeuge sollten mit Systemen ausgerüstet werden, mit denen sich die Streuautomaten schnell wechseln lassen. So könnte immer das optimale Verfahren gewählt werden, sagt Mike Fensterseifer vom Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz (LBM).
Holger Glanz, autoplusnews, Foto: VKS