Saab:
Mit perfektem Allradantrieb
Mit dem 9-3 Aero XWD präsentierte die schwedische Marke Saab 2008 zum ersten Mal in ihrer Geschichte einen Allradantrieb. Das Saab-Kürzel XWD steht für Cross Wheel Drive. Entwickelt wurde es gemeinsam mit dem schwedische Spezialisten Haldex, bekannt unter anderem als Hersteller von elektronisch gesteuerten Lamellenkupplungen.
Das Haldex-System verteilt die Vortriebskraft fein ausbalanciert zwischen Vorder- und Hinterachse. Im Gegensatz zu anderen elektronischen Systemen, die den Allradantrieb erst bei Schlupf in Funktion setzen, ist es ab erster Zündschlüsseldrehung aktiv. Beim Anfahren auf trockener Straße fließen bis zu 80 Prozent des Drehmoments zu den Hinterrädern. Danach ändert sich das Verhältnis kontinuierlich, bis bei konstanter Geschwindigkeit 95 Prozent an die Vorderräder gehen. Auf Nässe oder rutschigem Untergrund kann es sich so weit umkehren, dass bis 97 Prozent zu den Hinterrädern gelangen. Auch auf gewundenen Strecken fließt mehr Antriebskraft zur Hinterachse, womit ein kurvenwilligeres und gleichzeitig stabileres Fahrverhalten erreicht wird.
Viele andere Allradler durchfahren schnelle Kurven zunächst neutral und schieben im Grenzbereich über alle Viere oder über die Vorderräder zum Kurvenaußenrand. Der Schwede hingegen durcheilt Kurven wie ein Hecktriebler, seine Untersteuerneigung lässt sich durch Gasgeben ausgleichen. Zum Übersteuern oder gar zu richtigen Heckschwenks kommt es aber nicht. Falls doch, greift ESP sichernd ein. Das Resultat ist ein Fahren wie auf Schienen – aber nicht so stoisch wie auf Schienen. Beim Anfahren auf Schnee und Eis setzt sich der Saab praktisch verzögerungsfrei in Fahrt, wobei eine Traktionskontrolle das Drehmoment bedarfsweise auf alle vier Räder verteilt.
Gegen Aufpreis bekommt man eLSD. Dabei handelt es sich nicht etwa um ein Rauschmittel, sondern um eine elektronisch gesteuerte hydraulische Mehrscheibenkupplung an der Hinterachse. Sie übernimmt die Funktion eines Sperrdifferenzials, das die Hinterräder unterschiedlich mit Kraft betraut. Bis zu 40 Prozent des Drehmoments können an das Rad mit dem meisten Grip geschickt werden. Das bringt Vorteile beim Anfahren auf unterschiedlichem Untergrund, zum Beispiel links Eis, rechts nasser Asphalt. Auch dort setzt sich der Saab nahezu verzögerungsfrei und ohne mit dem Heck zu schwänzeln in Bewegung.
Das elektronische Sperrdifferenzial schickt auch bei Kurvenfahrt, sogar beim Ausweichen vor einem Hindernis, stets mehr Kraft auf das am meisten belastete und damit mehr Grip aufbauende – also kurvenäußere – Hinterrad. Damit folgt das Auto äußerst bereitwillig dem Lenkbefehl. Um enge Spitzkehren hechtet er förmlich herum, um anschließend mit aller Kraft auf der Hinterachse beschleunigen zu können.
Holger Glanz, Auto+news, Foto: Saab
Weitere Infos unter:
www.saab.de