25.11.2014
Automatisiertes Fahren im "Future Truck 2025"
Der Truck fährt, der Fahrer widmet sich anderen Aufgaben
Automatisiertes Fahren ist eines der vielen Themen, die die Automobilindustrie die kommenden Jahre und Jahrzehnte in Trab halten wird. Nicht nur im Pkw-Bereich wird daran entwickelt, auch die Lkw-Branche hat konkrete Vorstellungen, wie man Trucks über lange Strecken ohne Eingriff des Fahrers rollen lassen könnte. Während bei den Pkw-Käufern ganz sicher mit Vorbehalten zu rechnen ist – man denke nur an das Thema Fahrspaß – verspricht man sich im Lkw-Bereich weniger Skepsis. Schließlich rollen Lkw in der Regel mit gleichbleibender Geschwindigkeit ambitionslos dahin. Der Weg ist hier nicht das Ziel.
Mit der Präsentation des "Future Truck 2025", einem Prototypen, der die schon heute technischen Möglichkeiten darstellt, zeigte Mercedes-Benz auf der Nutzfahrzeuge-IAA im September 2014, wohin der Weg gehen könnte.
Zielgruppe ist hier freilich nicht der Lkw-Fahrer selbst, denn der kauft und bezahlt den Truck ja nicht, sondern der Speditionsunternehmer. Mercedes findet Argumente im steigenden Kostendruck im Transportgewerbe, im wachsenden Fahrermangel und in der Möglichkeit, zum unfallfreien Fahren zu gelangen. Verlocken soll auch die Aussicht, den Fahrer mit anderen Aufgaben betrauen zu können. Beispielsweise könnte er während der Fahrt Disponentenaufgaben übernehmen. Wie das Statistische Amt der EU 2012 verlauten ließ, wird der Güterverkehr auf der Straße künftig 76 Prozent des gesamten Güter- und Warenverkehrs ausmachen, allein für Deutschland wird ein Zuwachs von 39 Prozent vorausgesagt.
Der Future Truck 2025 verfügt über sämtliche bereits existierenden Assistenz- und Sicherheitssysteme, die allesamt miteinander vernetzt sind. Vernetzt sind auch die Stereokameras und Radarsensoren, die sein Umfeld in einem Bereich von nahezu 360 Grad abdecken. Aus diesen Informationen wird eine entsprechende Längs- und Querführung abgeleitet. Verbindungen mit der Infrastruktur, dem Internet und anderen Verkehrsteilnehmern sind ebenfalls möglich. Der Laster bleibt stets in seiner Fahrspur, sein Radar sieht 250 Meter weit. Vor Hindernissen bremst er automatisch. Überholmanöver, Spurwechsel und Abfahren von der Autobahn muss der Fahrer jedoch selbst übernehmen.
Außer Fahrersitz und Lenkrad, sowie eine Reihe digitaler Anzeigen ist das Cockpit nahezu leer. Äußerlich kennzeichnet den Future Truck ein völlig neues Beleuchtungssystem, mit einer riesigen LED-Front. Er ist aerodynamisch durchgestylt. Statt Außenspiegel verwendet er Kameras. Unfälle durch menschliches Versagen soll er total ausschließen. Durch die homogene Fahrweise soll der Kraftstoffverbrauch sinken und die Antriebsaggregate geschont werden. Das Berufsbild Fahrer könnte sich total ändern, sagt Markus Kirschbaum von der Daimler AG auf einem Seminar des DVR (Deutscher Verkehrssicherheitsrat).
Holger Glanz, autoplusnews, Foto: Mercedes-Benz