8.11.2018
DVR: Vollautomatisiertes Fahren - Entlastung oder nicht?
Vollautomatisiertes Fahren ist nicht mehr reine Zukunftsmusik. Meldungen über Fortschritte auf dem Wege dahin mehren sich. Tatsächlich kann man den Eindruck bekommen, in wenigen Jahren könnten wir uns in unser Auto setzen, ein Ziel eingeben und uns danach einer Morgenzeitung widmen. Möglich ist alles. Vielleicht ist das tatsächlich die künftige Art automobiler Fortbewegung. Aber hat die Sache auch einen Haken? Jedes technische System kann versagen. Deswegen bleibt die Anforderung an den Fahrer, in bestimmten Situationen die Kontrolle zu übernehmen. Er muss also ständig stand by sein. Dass daraus eine psychische Belastung entsteht, scheint außer Frage. Aber soll uns das vollautomatisierte Fahren nicht eigentlich vollständig entlasten?
Professor Dr. Sebastion Pannasch, Ingenieurpsychologe von der Technischen Universität Dresden auf einem Seminar des DVR (Deutscher Verkehrssicherheitsrat) sagt dazu: Permanente Bereitschaft zum Eingreifen birgt höhere Beanspruchung als manuelles Steuern. Wobei er mit dieser Meinung nicht allein steht. Schon 1983 wurde diese Erkenntnis als "Ironien der Automatisierung" von Lisanne Bainbridge formuliert.
Demnach seien reine Überwachungsaufgaben schlecht mit unserem Bestreben nach sinnhafter und aktiver Beschäftigung zu vereinbaren. Automatisierungslösungen animieren dazu, sich anderen Aufgaben zu widmen. Aber die Forderung, im Notfall eingreifen zu müssen, zwingt zu Multitasking. Doch Multitasking lässt das Risiko von Fehlern steigen und sollte aus arbeitspsychologischer Sicht vermieden werden.
Aus Sicht Prof. Dr. Pannasch sollten die Automatisierungsschritte, die noch eine Überwachung fordern, übersprungen werden. Nur wenn das vollautomatisierte Fahren einen Standard erreicht, in welchem kein manuelles Eingreifen mehr nötig wird und vor allem ist, dann ist es wirklich sinnvoll und entlastend.
Holger Glanz, autoplusnews
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