19.11.2016
German Masters: Emotion pur mit vier PS
Das Internationale Reitturnier German Masters in der Stuttgarter Hanns-Martin-Schleyer-Halle (16. bis 20. November) bot wie jedes Jahr eine Fülle spektakulärer Darbietungen. Absolute Höhepunkte bildeten die rasanten Fahrten der Vierspänner beim Zeit-Hindernisfahren. Hier geht es darum, einen Parcours mit maximal 20 durch Kegel flankierte Tore so schnell wie möglich zu durchfahren, ohne Bälle von den Kegeln zu werfen. Für jeden herunter gefallenen Ball hagelt es fünf Sekunden Strafzeit. Neben Wendigkeit und Tempo ist hier vor allem Präzision gefragt. Hohe Konzentration und ein uneingeschränktes Vertrauensverhältnis zwischen Fahrer und Pferden sind absolute Voraussetzung. Schließlich herrscht in der Halle ohrenbetäubender Lärm. Die Pferde dürfen sich von dröhnender Musikbeschallung und den anfeuernden Pfiffen des Publikums dennoch nicht ablenken lassen. Ihre feinfühlige Aufmerksamkeit trotz der fast jahrmarktmässigen Atmosphäre ruft bei Kennern der Szene bisweilen ein Gänsehaut-Gefühl hervor.
Die erste Vierspanner-Prüfung um den "Preis der Firma iWest" gewann der Weltmeister und Seriensieger Boyd Exell aus Australien vor dem mehrmaligen Welt- und Europameister Ijsbrand Chardon aus den Niederlanden. Die beiden deutschen Fahrer Georg von Stein und Rainer Duen bildeten mit Platz fünf und sechs die Schlusslichter.
In der zweiten Wertungsprüfung "DB Schenker German Master", bei der es auch um Weltcup Punkte ging, verhinderte der Niederländer den Hattrick des Australiers. Chardon zu seinem Sieg: "Mein linkes Stangenpferd ist neu - aber dafür waren die Vorstellungen gestern und heute sehr gut. Der heutige Kurs war sehr schnell, aber technisch nicht ganz so schwierig." Boyd Exell, der bereits 2009, 2010, 2014 und 2015 gewann, sagte: "Meine Pferde waren super, leider habe ich am ersten Hindernis in der zweiten Runde einen Fehler gemacht - dieses Konzentrationsloch war entscheidend." Der deutsche Fahrer Georg von Stein belegte einen hervorragenden dritten Platz.
Besonders erwähnenswert ist der Schweizer Jerome Voutaz. Er war beim Turnier vor zwei Monaten in Donaueschingen schwer gestürtz und hatte sich dabei einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen. In Stuttgart nutzte er zwei Gehhilfen, um den Kurs abzuschreiten und startete anschließend zu der Prüfung. Sein ungewöhnlicher Viererzug, der komplett aus Freibergern besteht, belegte bei den beiden Umläufen vor der mit 8000 Zuschauern ausverkauften Hanns-Martin-Schleyer-Halle die Ränge vier und sechs.
Inge Glanz, Foto: Silke Achelis, autoplusnews