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autoplusnews - McLaren 570 S: Nicht zum Brötchen holen
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28.10.2015
McLaren 570 S: Nicht zum Brötchen holen
Was für VW der Golf ist, soll bei der Sportwagen-Schmiede McLaren künftig der neue 570 S sein. Nämlich das Brot-und-Butter-Auto. Also das Modell, das für die finanzielle Basis der Marke sorgt. Mit 570 PS bei 7400 Umdrehungen und einer Spitze von 328 km/h liegt der neue McLaren etwa gleichauf mit dem Porsche Turbo S, ist mit einem Grundpreis von 181 750 Euro aber etwas günstiger. Doch ob Brot-und-Butter-Auto oder nicht, ein Brötchen-hol-Auto ist der 570 S auf keinen Fall.
Er ist seinem stärkeren Bruder, dem 650 S, ähnlich. Eine ebenfalls nur 120 Zentimeter hohe, und 191 Zentimeter breite Flunder mit spektakulären aber unpraktischen nach oben aufschwingenden Türen, die Ein- und Ausstieg nicht gerade erleichtern. Seine Aluminium-Hülle wird von einem superleichten Carbon-Chassis getragen. Mit weiteren gegen Aufpreis angebotenen Leichtbauteilen soll sich das Trockengewicht des 570 S auf 1313 Kilogramm drücken lassen. Die werkseitigen Beschleunigungsangaben, 3,2 Sekunden bis 100, 9,5 Sekunden bis 200 km/h, wurden vermutlich mit einer gewichtsoptimierten Version ermittelt.
Der 3,8 Liter große V8 mit Biturbo-Aufladung unmittelbar hinter Fahrer und Beifahrer hat aber auch mit ein paar Kilo mehr kein Problem. Wie er losstürmt, ist eine pure Machtdemonstration, getragen von 600 Newtonmeter zwischen 5000 und 6500 Umdrehungen. Das Doppelkupplungsgetriebe ist mit seinen sieben Gängen hervorragend darauf eingestellt. Wurde der Fahrmodi-Regler von Normal auf Sport oder gar Track geklickt, ist das Auto ohne Abstriche rennstreckentauglich. Der Normverbrauch wird mit 10,7 Liter angegeben. Diesen Wert zu erreichen, ist möglich. Es hieße aber, den verkappten Rennwagen zu demütigen. Nicht nur, weil er mit seinen riesigen Carbonbremsen verzögert, als sei er in die Fangseile eines Flugzeugträgers geraten.
Auch wenn er ausschaut, als sei er gerade auf der Suche nach einem Fahrerlager – seine Inneneinrichtung ist komfortabel und gediegen: wenige Tasten, klare Instrumente, kein überflüssiger Firlefanz. Man sitzt tief, sehr tief sogar, in exzellenten Sportsitzen und fühlt sich nicht eingeengt. Dort wo sich gewöhnliche eine Mittelkonsole breit macht, schwebt beim 570 S lediglich ein schmaler Berührungsbildschirm. Die Übersicht nach vorn ist passabel, nach hinten miserabel. Auf Wunsch reichert McLaren das Cockpit mit Carbon und Leder an und lässt ein Surround-Sound-System mit 1280 Watt mit dem gutturalen Klang des Achtzylinders wetteifern. Der Kofferraum im Bug ist nur 144 Liter groß. Doch im Innenraum gibt es eine Reihe von Ablagemöglichkeiten, woraus die Engländer die Behauptung stützen, das Auto sei alltagstauglich. Dabei ist es eines, das man bei Nässe wohl am liebsten zuhause lässt, um nicht mit der gewaltigen Leistung in Konflikt zu geraten.
Im vergangenen Jahr verkauften die Briten weltweit 1648 Fahrzeuge. Mit Hilfe des 570 S wollen sie es im kommenden Jahr auf 3000, 2017 sogar auf 4000 Verkäufe bringen. Dazu beitragen soll auch eine ab Mitte 2016 verfügbare schwächere Version namens 540 C. Sie wird „nur“ 160 000 Euro kosten, wobei für Carbonbremsen aber noch 9000 Euro drauf zu legen sind. Das ist dann das wahre Einstiegsmodell. Das Brot-und-Butter-Auto, also das meistverkaufte, soll aber der 570 S sein.
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