30. 10. 2014
Renault Twingo: Klein, pfiffig und mit Heckantrieb
1993 erschien der erste Renault Twingo. Er schaffte 17 Prozent Marktanteil innerhalb seiner Klasse, hatte damals aber nur fünf Wettbewerber. 2007 war deren Zahl auf 25 gewachsen, der Twingo hielt noch sechs Prozent Marktanteil. 2011 hatte er sich wieder auf 10 Prozent aufgeschwungen – bei noch 23 Konkurrenten.
Nun gab es die größte Zäsur in der Twingo-Geschichte. Seine dritte Generation nutzt die Plattform des Smart Foufour, womit der Twingo ein völlig anderes Antriebskonzept bekam. Bei Twingo Nummer drei sitzt der Motor im Heck und treibt die Hinterräder an – Frontantrieb war gestern.
Ein ganz neues Auto also. Mit nun 3,59 Meter Außenlänge ist der Twingo, der grundsätzlich als Viertürer gebaut wird, zehn Zentimter kürzer als sein Vorgänger, hat aber einen 13 Zentimter längeren Radstand. Karosserieüberhänge existieren fast nicht. Die nicht mit dem Antrieb betrauten Vorderräder lassen sich besonders weit einschlagen, weswegen sich ein extrem kleiner Wendekreis ergibt. Nur 8,6 Meter werden für einen U-Turn benötigt. Auf so kleinem Raum wendet kein anderer Viersitzer. Auch der bisherige Twingo benötigte immerhin zehn Meter für eine Kehrtwendung.
Der neue ist ein Musterbeispiel an Raumausnutzung. Die zwei Motoren, Dreizylinder mit 71 und 90 PS, wurden mit 49-Grad-Neigung im Heck eingebaut und sitzen 15 Zentimter tiefer als im Clio und Captur. Darüber ist Platz für immerhin 188 bis 219 Liter Kofferraum – je nachdem welcher Neigungswinkel für die Rücksitzlehne gewählt wurde. Zugang dahin bietet eine große gläserne Heckklappe. Wird die Lehne flach gelegt, ergibt sich eine ebene Ladefläche mit 980 Liter Fassungsvermögen. Wird die Beifahrersitzlehne vorgeklappt, lassen sich bis 2,31 Meter lange Gegenstände transportieren. Der Inhalt der Ablagefächer, einschließlich der unter der Rückbank, addieren sich auf 52 Liter.
Ein kleines Raumwunder. Fahrer und Beifahrer fühlen sich in dem 1,56 Meter hohen (neun Zentimter höher als bisher) Winzling gut untergebracht. Die Sitze mit integrierten Kopfstützen sind ausreichend groß, Kopf- und Ellbogenfreiheit ausreichend. Den beiden Rücksitzpassagieren bieten die Fondtüren (mit Ausstellfenstern) einen unproblematischen Einstieg. Aber große Bewegungsfreiheit haben sie nicht. Auch werden sie zu einer unbequemen Sitzhaltung gezwungen.
Um an den Heckmotor zu gelangen, ist die Bodenplatte des Kofferraums anzuheben. Wer mal den Ölstab ziehen will, muss sich wohl oder übel dieser Mühe unterziehen. Die Behälter für Brems,- und Kühlflüssigkeit sowie Scheibenwaschwasser befinden sich unter der Fronthaube. Sie ist wie die vorderen Radhäuser aus Kunststoff und kann lediglich ein paar Zentimter angehoben und nach vorn gerückt werden. Der Verriegelungsmechanismus ist in der Kühlermaske untergebracht. Wer das nicht weiß, findet ihn nicht.
Der kleine Franzose bietet ein hohes Maß an Individualisierungsmöglichkeiten sowohl außen als auch innen. Ein gängiges Smartphone lässt sich mit dem Autoradio verbinden und wie ein integriertes Multimediasystem nutzen. Dazu kann man eine speziell entwickelte App herunterladen, die das Smartphone zum Navigationsgerät macht, aber auch die Informationen eines Drehzahlmessers oder Bordcomputers liefert.
Die Dreizylinder mit einem Liter Hubraum und 70 und 90 PS (ohne und mit Turbolader) bringen den zwischen 939 und 980 Kilogramm leichten Winzling mühelos in Schwung und sind mit 4,2 bzw 4,3 Liter Normverbauch (entsprechend 95 und 99 g/km CO2) auch hinreichend sparsam. Besonders geschmeidig klingen sie aber nicht, wie auch das Fahrwerk nicht gerade zu den sanftesten gehört. Doch besticht der Twingo durch seine fast unübertreffliche Handlich- und Bedienbarkeit. Dass er an die Erfolge seiner beiden Vorgängergenerationen anknüpfen wird, steht außer Zweifel. Die Preisliste beginnt bei 9 590 Euro für das Basismodell "Expression" mit 71 PS und endet bei 13 590 Euro für die Version "Luxe" mit 90 PS, Start-Stopp- und Bremsenergie-Rückgewinnungssystem. Schon das Basismodell besitzt vier Airbags, Berganfahrhilfe, ESP, Servolenkung, Tempobegrenzer und Zentralverriegelung mit Fernbedienung.
Holger Glanz, autoplusnews, Fotos: Renault
Für mehr Infos: www.renault.de