20.11.2017
VW Crafter: Sicher und komfortabel
Bisher war der Mercedes Sprinter ungekrönter Platzhirsch in der Transporter-Klasse. Das könnte sich jetzt ändern. Denn mit dem neuen Crafter hat VW so ziemlich alles in die Waagschale geworfen, um dem ehemals baugleichen Konkurrenten das Wasser abzugraben. Der laut VW klassenbeste cW-Wert 0,33 und das Design, eine dem VW-Pkw-Gesicht angeglichene Frontgestaltung, haben dabei noch das geringste Gewicht. Aber schon die Anzahl der bestellbaren Assistenzsysteme lässt aufhorchen. Spurhalte-, Spurwechsel-, Parklenk-, Auspark-, Trailer-, Abbiege-, Fernlicht-, Bergabfahr- und Seitenwind-Assistent, automatische Distanzregelung, Notbremssystem, Parkdistanzkontrolle, sensorbasierter Flankenschutz und Verkehrszeichenerkennung – alles lässt sich auf dem Crafter-Bestellformular ankreuzen. Auch bei den Infotainment- und Connect-Systemen steht der neue Crafter der Ausstattung eines modernen Pkw in nichts nach.
Voraussetzung für einen Teil der innovativen Assistenzsysteme war die Verwendung einer elektromechanischen Lenkung. Das ist eine geschwindigkeitsabhängig geregelte Hilfslenkung, die wegen ihrer individuellen Lenkkraftunterstützung nicht nur für ein gutes Fahrgefühl sorgt, sondern auch weniger Energie, sprich Kraftstoff, verbraucht. Dazu passt auch das grundlegend neu entwickelte und auf die Derivatevielfalt abgestimmte Fahrwerk. Allein für die starre Hinterachse wurden fünf verschiedene Varianten entwickelt.
Das neue Volkswagen-Nutzfahrzeug ist zunächst mit Front-, später auch mit Hinterrad- und Allradantrieb erhältlich. Aus vier Grundmodellen, drei Längen und drei Höhen lassen sich 69 Derivate errechnen. Als Kastenwagen und Kombi ist der Crafter mit 5,99, 6,84 Meter und 7,39 Meter Gesamtlänge erhältlich. Mit Pritschenaufbau und Einzelkabine gibt es ihn in 6,20, sieben oder 7,40 Meter Länge, mit Doppelkabine ist er wahlweise 6,20 oder sieben Meter lang.
Der Fronttriebler bietet ein zulässiges Gesamtgewicht von 3,0 bis 4,0 Tonnen, eine Laderaumhöhe bis 2,20 Meter, eine Laderaumlänge bis 4,86 Meter und ein Ladevolumen bis 18,4 Kubikmeter. Die minimale Laderaumbreite, also der Abstand zwischen den Radkästen, beträgt 1,38 Meter. Beim Crafter mit Hinterradantrieb reicht das zulässige Gesamtgewicht von 3,5 bis 5,5 Tonnen. Selbst beim schwersten Crafter mit Zwillingsbereifung beträgt die Durchladebreite zwischen den Radkästen noch mehr als einen Meter.
Aber nicht nur hohe Ladekapazität – die längste Variante fasst neun Roll-Container – zeichnet den Crafter aus. Auch der Fahrerplatz dürfte hohen Komfortansprüchen genügen. Das beweisen sowohl die Klimatisierungsmöglichkeiten mit zwei und drei Zonen sowie die aus den VW-Pkws bekannten Climatic- und Climatronic-Klimaanlagen. Auch eine kraftststoffbetriebene Luftstandheizung zur schnellen Erwärmung des Fahrgast- und Laderaums mit bis zu 3,5 kW ist bestellbar. Als erster Transporter seines Segments bietet der Crafter optionale Sitze mit dem AGR-Gütesiegel (Aktion gesunder Rücken). In "ergoComfort"-Ausführung hat man es mit einem gewichtsabhängig variierbaren Schwingsitz zu tun, vierzehnfach verstellbar mit vierfacher Lordosenstütze und auf Wunsch zusätzlicher Massagefunktion.
Aber auch die pure Cockpitgestaltung gefällt, vor allem das Ablagenkonzept dürfte bei den Spediteuren sehr gut ankommen. Es gibt Verstaumöglichkeiten für Handy, Bürohefter, Laptop und Tablet, aber auch für so banale Dinge wie Zollstock, Taschenlampe, Sonnenbrille und Arbeitshandschuhe. Halter für Wasserflaschen und Trinkbecher fehlen natürlich ebensowenig.
Im Bug des Fronttrieblers arbeitet ein um acht Grad nach vorn geneigter Vierzylinder-Turbodiesel mit wahlweise 102, 140 oder 177 PS. Im Crafter mit Hinterradantrieb, der erst ab Mitte 2017 gebaut wird, ist der Motor längs eingebaut – mit Kardanwelle zur einzel- oder zwillingsbereiften Hinterachse. Mit Allradantrieb verfügt er über eine Haldexkupplung mit variabler Kraftverteilung an der eigens entwickelten Hinterachse. Zur Wahl stehen Sechsgang-Schaltgetriebe oder Achtgang-Wandler-Automaten. Die Preise des Crafter, der in einem brandneuen Werk im polnischen Wrzesnia gebaut wird, beginnen bei 35 475 Euro.
Inge Glanz, autoplusnews, Fotos: Volkswagen Nutzfahrzeuge
Für mehr Infos:
www.vwn.de