30.6.2018
ADAC und TÜV: LKW-Fahrermangel wird zum Problem
"Der LKW-Fahrermangel gefährdet unsere Wirtschaft und stellt sogar unsere Versorgungssicherheit in Frage" – über diese These waren sich die Referenten des Truck-Symposiums des ADAC Mittelrhein und des TÜV Rheinland uneingeschränkt einig.
Dr.-Ing. Klaus Manns, Vorsitzender des ADAC Mittelrhein, sprach von einem überalterten Fahrermarkt und einer schwachen Nachwuchslage. Auf jährlich 50 000 in Rente gehende Berufskraftfahrer kämen lediglich 10 000 Anfänger. Erforderlich seien tiefgreifende Maßnahmen, um den Beruf attraktiver zu machen. Dazu gehörten mehr Rücksicht auf Familien- und Freizeitinteressen, eine arbeitnehmerfreundlichere Arbeitsorganisation, sichere Stellplätze und mehr Sozialangebote.
Prof. Dr.-Ing. Jürgen Brauckmann vom TÜV Rheinland beklagte das sich kontinuierlich verschlechternde Image der Berufskraftfahrer. Der Einsatz preiswerter Fahrer aus östlichen und südöstlichen Ländern mache aus dem Trucker-Beruf einen Niedriglohnjob. Dem schloss sich bei dem Symposium auch Berufskraftfahrerin Christina Scheib an, die vor allem die geringe Wertschätzung bei den Speditionskunden beklagte und Arbeitsmodelle forderte, die auch Frauen für den Beruf begeistern könnten.
Dr. Hubertus Bardt, Geschäftsführer und Leiter Wissenschaft des Instituts der deutschen Wirtschaft, fürchtet eine tatsächliche Verknappung des Frachtraums, wenn sich die Anzahl der Fahrer um 20 Prozent verringert und hält vollständig autonomen Transportverkehr in absehbarer Zeit nicht für realistisch. Anmerkung von Truckerin Christina Scheib dazu: "Für mich käme das garnicht infrage".
Florien Gerster, Vorsitzender Bundesverband Paket- und Expresslogistik, bringt zur Behebung des Fahrermangels ein Entsendegesetz zur Diskussion und wünscht eine konsequente Hinführung von Arbeitslosen zum Truckerberuf durch die Bundesagentur für Arbeit. Bis 2040 wird die Nachfrage nach Transportleistungen um etwa 35 Prozent steigen, so diverse Prognosen. ADAC und TÜV sehen ebenfalls die Politik in der Pflicht. Ein Portal, in dem sich Fahrer deutschlandweit bewerben könnten, würde den überregionalen Austausch verbessern. Kampagnen, wie sie zum Beispiel zur Pflege der Bundeswehr stattfinden, könnten das Bewußtsein für die Wichtigkeit des Fahrerberufes wecken.
Die Transportleistung sei ein Teil der Wertschöpfung und müsse sich auch im Preis niederschlagen, so der ADAC und der TÜV. Die Frachtraten sollten etwa um ein Drittel steigen. Nur dann könnten die Transportunternehmen einen Mix aus Lohnsteigerungen (bis 50 Prozent) und flexibleren Dispositions- und Arbeitszeitmodellen finanzieren. Prof. Dr.-Ing. Jürgen Brauckmann dazu: "Wir müssen vom Kilometer- zum Stundensatz kommen".
Holger Glanz, autoplusnews, Foto: Mercedes