1. 7. 2017
12. Truck-Symposium: Spediteure unter Druck
Hohe Kompetenz: Referenten des 12. Truck-Symposiums
Die Transportwelt steht vor massiven Problemen. Dies jedenfalls der Eindruck, den die Referenten auf dem
12. Truck-Symposium des ADAC Mittelrhein und TÜV Rheinland hinterließen. Der Wettbewerbsdruck wird immer größer, sagt Dr.-Ing. Klaus Manns, Vorsitzender des ADAC Mittelrhein auf der diesjährigen Tagung am Nürburgring. Er trifft vor allem Unternehmer, die sich gesetzeskonform verhalten und damit gegenüber den schwarzen Schafen der Branche ins Hintertreffen geraten. Großes Ärgernis sind ausländische (aber auch inländische) Spediteure, die sich nicht an Sozialvorschriften halten und Mindestlohngesetze unterlaufen. Dem BAG (Bundesamt für Güterverkehr) und der Polizei fehlt es an Personal. Das Risiko, mit einem manipuliertem Tachografen erwischt zu werden, ist denkbar gering. So werden Lenk- und Ruhezeiten problemlos falsch dokumentiert. Gar ein Viertel der von BAG und Polizei überprüften Geräte wiesen strafbare Eingriffe auf.
Wie Prof. Dr.-Ing. Jürgen Brauckmann vom TÜV Rheinland weiß, manipulieren viele Transportunternehmer die Motorsteuerung, damit ohne AdBlue gefahren werden kann - Gewinnsteigerung auf Kosten des Umweltschutzes. Auch hier fehlen nicht etwa neue Gesetze oder härtere Strafen, sondern lediglich schärfere Kontrollen.
Da Transportbedarf und Verkehrsaufkommen stetig weiter wachsen, wird es immer schwieriger, Ziele pünktlich zu erreichen. Noch immer gibt es bundesweit keine belastbaren und aktuellen Stauübersichten, klagt Thomas Burkhardt, ADAC-Vizepräsident für Technik. Der wachsende Fahrermangel und fehlender Nachwuchs stellt ebenfalls ein Problem dar. Schon heute sind nur drei Prozent der Berufskraftfahrer jünger als 25 Jahre. Ihr Beruf wird zunehmend unattraktiver. Die Gründe sind vielfältig: hohe Anforderungen durch steigende Komplexität, immer mehr Stress durch Staus, anrüchiges Umfeld auf Rastplätzen, verändertes Freizeitverhalten. Um die soziale Situation zu verbessern, müsste auch europaweit etwas geschehen. Speditionsunternehmer Joachim Altmann fordert zum einen mehr sichere Lkw-Abstellplätze und auch Möglichkeiten für Trucker, ihre Ruhezeiten unterwegs adäquat verbringen zu können. Geringe Wertschätzung ist ebenfalls ein Thema. Während sich die Fahrer in den Speditionsunternehmen hoher Akzeptanz erfreuen (Altmann: "Mitarbeiter suchen ist Chef-Sache"), bringen die Kunden den Anlieferern ihrer Waren oft nur wenig Respekt entgegen. Zu wenig Gabelstaplerfahrer und zu wenig Hilfe beim Abladen sind das Indiz dafür.
Eine völlig andere Herausforderung für die Branche, wenn auch noch nicht in naher Zukunft, stellt das Platooning dar. Das autonome vernetzte Kolonnnenfahren wird wesentliche Schmerzpunkte in der Logistik berühren, sagt Dr. Ane-Kristin Reif-Mosel vom Logistikdienstleiter DB Schenker und meint, dass damit die Fahrerknappheit gemindert und die Arbeitsplätze der Fahrer attraktiver werden könnten.
Holger Glanz, autoplusnews, Foto: Ralf Kieven