DVR: Wie hält man es mit Verkehrsregeln?
Verkehrsregeln sind sinnvoll und notwendig. Doch werden sie auch eingehalten? Ein Presseseminar des DVR (Deutscher Verkehrssicherheitsrat) beleuchtete einige Aspekte.
Ideal wären ein sicherer, übersichtlicher, zweckmäßiger und geordneter Verkehrsraum, sichere und umweltfreundliche Fahrzeuge sowie Menschen, die sich aus Überzeugung an die Regeln halten. Doch leider sieht die Realität anders aus – 3648 Getötete im Jahr 2010. Als Unfallursache steht zu hohe oder nicht angepasste Geschwindigkeit an erster Stelle. Gefolgt von Fehlern beim Abbiegen, Wenden und Rückwärtsfahren, Missachtung der Vorfahrt und ungenügendem Abstand. Alkoholeinfluss belegt lediglich Platz sieben. In den letzten dreißig Jahren hat in puncto Alkohol und Fahren ein deutlicher Bewusstseinswandel stattgefunden. „Nicht trinken“ wird weitgehend in der Gesellschaft akzeptiert. So hält man sich meist daran, auch wenn man fast nie ins Röhrchen pusten muss. Denn nur etwa jede 600ste Fahrt unter Alkohol wird entdeckt. Laut Umfrage des DVR stimmten 59 Prozent einer 0,0-Promille-Grenze zu.
Anders sieht es bei Geschwindigkeitsübertretungen aus. Die werden landläufig als Kavaliersdelikt abgetan. Wenn man mit 230 km/h über den 80 km/h-Bereich der Autobahn donnert, wie Boxer Arthur Abraham im vergangenen September in Berlin, ist man für viele ein Held und kein Straftäter.
Im Sinne des eingangs skizzierten Idealbildes wäre es wichtig, dass die Öffentlichkeit eine Geschwindigkeitsüberwachung akzeptiert. Hilfreich ist dabei die Information, warum gerade an dieser oder jener Stelle Blitzer installiert werden sollen. Das wurde versäumt, als auf dem nur sechzig Kilometer langen Abschnitt der A2 zwischen Hannover und Helmstedt fünf neue Radarfallen aufgestellt wurden. Schnell war von Abzocke die Rede. Dabei krachte es 2010 auf diesem Stück mehr als 2400 mal, wobei 13 Menschen starben.
Bundesweit gibt es rund 2000 „Starenkästen“. Etwa ein Drittel davon in Nordrhein-Westfalen und ein Viertel in Baden-Württemberg. Sie sind meist dort installiert, wo es oft und besonders schwer krachte. Durch ihren Einsatz wird die vorgeschriebene Geschwindigkeit besser eingehalten und unfallträchtige Stellen können in der Regel entschärft werden. Dass nur wechselweise jeder vierte oder fünfte Blitzer eine Kamera enthält, spielt keine Rolle. Allein die Möglichkeit erwischt zu werden zählt. Versuche zeigten allerdings, dass wieder schneller gefahren wird, wenn ein Kasten offensichtlich außer Betrieb ist.
Inge Glanz, Auto+news, Foto: DVR