1.7.2016
11. Truck-Symposium: Vom Trucker zum Lenk-Logistiker
Digitalisierung in der Transportbranche war das Hauptthema des 11. Truck-Symposiums, das der TÜV Rheinland und der ADAC Mittelrhein im Rahmen des Truck-Grand-Prix Ende Juni am Nürburgring durchführte. Im Transportwesen nimmt die Digitalisierung rasend schnell an Bedeutung zu. Schon heute haben Frachtpapiere in der Regel einen QR-Code, mit dessen Hilfe Fahrer und Disponenten per Handy Zugang zu allen Daten bekommen. Disponenten können jederzeit Fahrzeuge orten, um Routen und Ladeabläufe zu optimieren. Auch der Versender kann jederzeit erfahren, wo sich seine Ware befindet.
Seit der Wiedervereinigung stieg der Autobahnverkehr um 64 Prozent. Das Autobahnnetz wuchs nur um 18 Prozent. Pro Jahr werden 230 Milliarden Kilometer auf Autobahnen gefahren. Der Bundesverkehrswegeplan geht von einer Zunahme des Personenverkehrs zwischen 2010 und 2030 um zehn Prozent, das des Güterverkehrs gar um 39 Prozent aus.
Deutschland gilt als wichtigste europäische Logistikdrehscheibe. Digitalisierung bei der Infrastrukturentwicklung ist darum zwingend notwendig. Informationssysteme über Belegungsraten von Lkw-Parkplätzen sind nur ein kleiner Schritt. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) setzt stark auf Verkehrsbeeinflussungs-Systeme. Ein so genannter Mobilitätsdatenmarktplatz beruht ebenfalls auf Initiative des BMVI. Das ist eine Internetplattform, auf welcher Anbieter von Informationsdiensten Verkehrsdaten kostenlos abrufen können.
Um innovative Lösungen zu testen, ließ die Behörde auf der A9 zwischen Nürnberg und München ein digitales Testfeld einrichten. Dort wird auch automatisiertes Fahren erprobt. Gerade diese Art des Güterverkehrs, in welcher Lastzüge selbstständig Spur und Abstand haltend Autobahnstrecken bewältigen, ist längst nicht mehr reine Zukunftsmusik. Befürworter sehen darin eine Möglichkeit, den Fahrer statt allein mit der Lenkarbeit während der Fahrt auch mit anderen Arbeiten zu betrauen. Das würde Personal sparen und als Nebeneffekt das angekratzte Image der Lkw-Fahrer verbessern – weg vom einfachen Trucker, hin zum „Lenk-Logistiker“. Die Gegner dieser Planung stellen indessen infrage, ob ausgerechnet 40-Tonner Vorreiter für automatisiertes Fahren sein sollten und ob man den Lkw-Fahrern nicht besser allein die Überwachung der Systeme anvertrauen müsste.
Holger Glanz, autoplusnews