Die Möglichkeit, autonom zu fahren, liegt nicht mehr in all zu weiter Ferne. Die Unfallforscher des Versicherungskonzerns AXA Winterthur sind überzeugt, dass das vollautomatisierte Fahrzeug die Verkehrssicherheit erhöhen wird. Werden die Versicherer dadurch arbeitslos? „Auf keinen Fall“ sagt AXA-Deutschland-Vorstand Dr. Alexander Vollert. Die Vision Zero, also null Unfalltote, wird auch weiterhin ein kaum realisierbarer Zukunftstraum bleiben. Und nicht nur weil Selbstunfälle von Fahrrad- und Motorradfahrern die Unfallbilanz weiterhin belasten werden.
Natürlich unterstützen alle Unfallforscher den technologischen Fortschritt hinsichtlich des vollautomatisierten Fahrens. AXA-Studien belegen, dass zum Beispiel Fahrzeuge mit Notbremsassistenzsystemen zwischen 30 und 69 Prozent weniger Auffahrunfälle haben. „Über 90 Prozent aller Unfälle werden vom Menschen verursacht“ sagt Bettina Zahnd, oberste Unfallforscherin der AXA Winterthur. „Mit weiterentwickelten Systemen und ausgereifteren Sensoren wird das automatisierte Fahrzeug die Sicherheit deutlich erhöhen“.
Dessen Akzeptanz in der Bevölkerung ist aber nicht einhellig. Umfragen in Deutschland und der Schweiz fielen unterschiedlich aus. In Deutschland wollen mehr als 40, in der Schweiz 50 Prozent der Befragten lieber selbst fahren. In beiden Ländern waren rund die Hälfte der Meinung, ein Computer könne ein Auto nicht zuverlässig steuern und sich im Verkehr richtig verhalten.
In der Tat erkennen auch die Schweizer Unfallforscher der AXA Winterthur einige Risiken, hervorgerufen durch technische Mängel oder - größere Gefahr - Hackerangriffe. Was passieren kann, wenn ein manipuliertes Fahrzeug hinter einem Stau beschleunigt statt zu bremsen, zeigte AXA in einem Crashtest im schweizerischen Dülben. Das Auto fuhr mit 50 km/h ohne Verzögerung auf den Vordermann auf. Das Ergebnis zeigen die Fotos. Vor Steinschlag ist auch ein vernetztes und rundum mit Sensoren versehenes Auto nicht gefeit. Welch verheerende Folgen ein auf die Frontscheibe prallender Felsbrocken auslöst, zeigte AXA ebenfalls in einer Crash-Demonstration.
Aufprall mit 50 km/h auf den stehenden Vordermann
Die größten Fragezeichen des autonomen Fahrens stellt das Ethikproblem. Soll das automatisierte Auto im Falle eines Falles, also wenn es nicht mehr bremsen kann, lieber eine alte Frau oder zwei Teenager überfahren? Soll eine Frau mit Kinderwagen verschont werden, stattdessen ein Rentnerpaar geopfert werden? Wie soll der Computer entscheiden? Opfert er eventuell seine eigenen Insassen, um andere Personen zu retten?
Die eigens dazu ins Leben gerufene Ethikkomission hat dazu keine eindeutigen Antworten außer: „Die Verursacher von Mobilitätsrisiken dürfen keine Unbeteiligten opfern“. Allerdings heißt es in ihrem Bericht auch, dass es kritisch zu sehen ist wenn ein Auto seinen Fahrer opfert – selbst wenn Unbeteiligte verschont bleiben.
Holger Glanz, autoplusnews, Fotos: Glanz