Magna: Ein Großer im Hintergrund
Sie kennen Daimler, BMW, Audi oder Jaguar? Selbstverständlich, dumme Frage. Aber kennen sie auch Magna? Vielleicht nicht. Denn Magna ist in fast allem drin, was vier Räder und einen Antrieb hat, aber es steht nirgendwo drauf. Denn Magna ist "nur" ein Automobilzulieferer. Aber was für einer. Ein wahrer Global-Player, der in 29 Ländern mehr als 159 000 Mitarbeiter beschäftigt und über 321 Produktionsstätten und 121 Zentren für Entwicklung, Engineering und Vertrieb verfügt.
Magna ist Zulieferer für knapp 60 Autohersteller (Intern-Bezeichnung OEM: Original Equipment Manufacturer) von Aston Martin bis Daimler, von General Motors bis Toyota, von Honda bis Volvo und von BMW bis Volkswagen – nur um die bekanntesten zu nennen. Baumaschinen-Hersteller wie Caterpillar oder John Deere gehören ebenso zu den Magna-Kunden wie die LKW-Hersteller IVECO, MAN, Scania und andere. Magna liefert Antriebs-, Elektronik-, Karosserie- und Fahrwerkssysteme, entwickelt und produziert Schließ-, Dach-, Sitz- und Sichtysteme und ist auch für Außenausstattungen zuständig. Besondere Erfahrungen hat das Unternehmen auf dem Gebiet von Allradantriebssystemen. Nicht nur bei Audis neuem Quattro Ultra Allradsystem war die Firma als Entwicklungspartner dabei.
Magna-Werk Graz: ein Roboter montiert Räder eines 5er-BMW
Magna ist sogar für komplette Fahrzeugentwicklung und Fertigung zuständig. Der Mercedes G wird seit 1979 bei Magna im österreichischen Graz gebaut, VW hat dort den Golf Country bauen lassen, Audi den V8L, Chrysler den Voyager, Peugeot den RCZ und Mini den Countryman. Und das ist nur eine magere Auswahl der kleineren Serien, die dort vom Band gelaufen sind. Und nicht zu vergessen: Von 1971 bis 2000 wurde der legendäre Pinzgauer in Graz gebaut, bis heute als unverwüstlich geltendes Urgestein mit sagenhaften Kletterkünsten bekannt. Aktuell wird der neue 5er-BMW in Graz produziert und mit Land Rover ist man überein gekommen, ab 2018 den Jaguar I-PACE dort herzustellen. Das Grazer Werk ist in der Lage, jährlich bis zu 200 000 Fahrzeuge zu bauen.
Mit Hybrid- und Wasserstoff-Elektroantrieben ist man längst im Geschäft. Magna arbeitet aber nicht nur im Auftrag, sondern entwickelt selbstständig Systeme, um sie den Kunden anzubieten. So nutzte man die 25jährige Erfahrung im Spiegel- und Kamera-Bau, um ein Rückspiegel-System ohne toten Winkel herzustellen. Überhaupt spielen Sicherheitssysteme wie Fußgängererkennung und andere Komponenten, die autonomes Fahren ermöglichen, eine immer größere Rolle im Magna-Portfolio. 2035 werden 54 Millionen selbstfahrende Autos unsere Straßen bevölkern, sagt Magna Electronics-Director Stefan Graf. Für Magna bleibt also auch künftig viel zu tun. Ein wichtiger Pfeiler für nahezu die gesamte Automobilbauerbranche. Dort hoch geschätzt und gelitten, beim Endkunden aber nahezu unbekannt.
Holger Glanz, autoplusnews, Foto: Magna