Feinstaub, Stickoxyde, Fahrverbote -- wer einmal alle damit verbundenen Problematiken vergessen und in automobiler Vergangenheit schwelgen möchte, der ist auf der diesjährigen Retro Classics in den Stuttgarter Messehallen bestens aufgehoben. Da stehen sie, piekfein und meistens perfekt restauriert, die Schönen, die Kleinen, die Großen, die Skurrilen und die Phantastischen. Vier- und zweirädrige Ikonen vergangener Zeiten. Mehr als 3500 Automobile und Motorräder präsentieren sich auf 130 000 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Darunter historische Rennautos, genau so wie historische Busse und Nutzfahrzeuge und eine ganze Halle mit Zubehör- und Ersatzteilen. Hier wird gekauft und verkauft, gehandelt und gefeilscht. Der Markt boomt. Oldtimer sind nicht nur Sammlerstücke, sondern auch begehrte Kapitalanlagen. Die Preise sind im Anstieg. Für einen Citroen 2CV gelten 15 000 Euro fast als Schnäppchen. Für gut restaurierte Peugeot-Cabrios aus den 60er-Jahren werden locker 65 000 Euro aufgerufen. Liebhaber, die nach einem bestimmten Modell suchen und finden, zahlen nahezu jeden Preis. An den meisten Ausstellungsstücken findet man kein Preisschild. Preis auf Anfrage steht dort. Man will ins Gespräch kommen. So mancher bedauert, dass er den VW Käfer seiner Jugendjahre nicht irgendwo eingemottet hat. Heute wäre er ein vielfaches der damals bezahlten Summe wert.
Etwa 90 000 Besucher zählen die Veranstalter der Retro Classics jährlich. Darunter auch ein großer Teil, der sich beim Betrachten der Klassiker lediglich in Kindheit und Jugend zurück versetzen will. Nicht ausgeschlossen ist, das einem Peter Kraus über den Weg läuft. Der 77jährige, taufrisch wie eh und je, ist bekennender Oldtimer-Fan und Teilnehmer vieler klassischer Rallyes.
Die Stuttgarter Retro Classics ist Europas größte Klassiker-Automobilschau. Erstmalig geöffnet wurde sie vor 17 Jahren in den alten Messehallen auf dem Stuttgarter Killesberg. In Deutschland ist der Oldtimer-Markt seitdem ständig gewachsen. Der Gesamtbestand an bewegten Fahrzeugen soll bei 700 000 liegen, von denen rund 350 000 mit H-Kennzeichen unterwegs sind. Dazu soll es noch 400 000 nicht zugelassene Oldtimer geben. "Oldtimer sind rollende Kulturgeschichte" sagt Karl-Ulrich Herrman, Geschäftsführer der Retro Messen GmbH.
Holger Glanz, autoplusnews, Fotos: Retro Messe