Metzingen liegt gewiss nicht auf einer Linie mit Paris, Genf, Tokio oder Los Angeles. Was automobile Weltpremieren angehen jetzt aber schon. Denn die erste Präsentation des Mercedes GLC fand nicht etwa in einer der globalen Metropolen, sondern in der kleinen Stadt am Fuße der Schwäbischen Alb statt.
Der GLC ist der Nachfolger des Kompakt-SUVs GLK. Das C im Namen deutet auf die technische Verwandtschaft mit der Mercedes C-Klasse hin. Unter bisherigen GLK-Besitzern könnte der Neue Diskussionen auslösen. Die Ecken und Kanten des Vorgängers, Kennzeichen robuster Geländegänger, gehören nämlich der Vergangenheit an. Stattdessen kommt der GLC rundlich, verbindlich und damit auch ein wenig allerweltsmäßig daher. Aber nicht nur die kräftigen Seitenschweller und der Unterfahrschutz verhindern, dass man ihn für einen höhergelegten Kombi hält. Verwechselungen mit anderen SUVs der Marke sind allerdings nicht ausgeschlossen.
Warum diese Abkehr vom kernigen Erscheinungsbild? Der GLK polarisierte, sagt Entwicklungschef Dr. Thomas Weber. Und polarisierende Autos hätten immer ein Problem. Der GLC füge sich dagegen in die aktuelle Designsprache ein. Er ziele auf Konkurrenten wie den Audi Q5 oder den BMW X3. Und die sähen auch nicht so aus, als könnten sie es kaum erwarten, sich durch Sand und Schotter zu wühlen.
Also Abendkleid statt Abenteuer. Doch geländefreundlicher Allradantrieb ist wie eine Neunstufenautomatik von Haus aus an Bord. Der Diesel steht mit 170 oder 204 PS (125 oder 150 kW) zur Wahl, der Benziner leistet 211 PS (155 kW). Später werden auch AMG-Jünger bedient. Eine Hybrid-Version folgt ebenfalls. Sie besitzt einen Vierzylinder-Benziner mit 211 PS (155 kW) und einen Elektromotor mit 114 PS (68 kW) und hat per Steckdose aufladbare Akkus. Ein Normverbrauch von 2,6 Liter/100 km und 34 Kilometer elektrische Reichweite werden versprochen.
Rein optisch wirkt der GLC flacher und gestreckter als der GLK. Der Eindruck täuscht nicht. Er ist drei Zentimeter niedriger, zwölf Zentimeter länger und fünf Zentimeter breiter. Die Hinterbänkler haben mehr Beinraum und der Kofferraum ist von 450 auf 550 Liter gewachsen. Im Cockpit herrscht gediegene Mercedes-Atmosphäre. Klavierlack-Optik, Chromrähmchen, nachgiebige Kunststoffpartien – alles wie mittlerweile aus Untertürkheim gewohnt. Wie bei der C-Klasse wird der aus der Armaturentafel herausgelöste Navi-Bildschirm Kritiker finden. Besser platziert und ablesbar könnte er aber nicht sein. Serienmäßig besitzt das Fahrwerk ein Dämpfungssystem für fünf Fahrprogramme. Optional gibt es eine Mehrkammer-Luftfederung. Und natürlich sind nahezu alle bei der Stern-Marke verfügbaren Assistenzsysteme bestellbar.
Bestellen kann man den GLC schon jetzt. Die Preise beginnen bei 44 506 Euro. Bis man ihn bekommt, dauert aber noch ein Weilchen. Denn vor September ist er nicht lieferbar. Weltpremieren finden immer weit vor dem Marktstart statt. Das ist in Metzingen nicht anders als in Paris, Genf, Tokio oder Los Angeles.
Holger Glanz, autoplusnews, Fotos: Mercedes-Benz