Unfallforschung der Versicherer
Hohes Unfallrisiko mit Elektrofahrrädern
Elektrofahrräder boomen gewaltig. Der Bestand wird bis Ende des Jahres auf 600 000 wachsen. Etwa zehn Prozent davon fahren schneller als 25 km/h. Manche, die sogenannten „schnellen Pedelecs“, schaffen sogar 45 km/h. Gerade sie stellen ein besonderes Risiko dar. Wie alle elektrisch betriebenen oder elektrisch unterstützten Fahrräder sind sie auf gleichen Wegen unterwegs wie rein muskelkraftbetriebene Zweiräder. Dabei kommen sich die schnellen und die langsamen sehr häufig ins Gehege.
Auch das Verhältnis Fahrrad zu Auto wird mit den Elektro-Bikes problematischer. Wer im Auto sitzt rechnet schließlich nicht mit Radlern, die mit 45 km/h auf dem Radweg herangebraust kommen. Erst recht nicht, wenn es sich dabei um Senioren handelt. Die Folge: an Kreuzungen und Ausfahrten kracht es mehr als üblich.
Die Unfallforschung der Versicherer (UDV) führte mehrere Crashtests durch (zu sehen auf
www.youtube.com/unfallforschung) und simulierte derartige Konfliktsituationen. Ergebnis unter anderem: Wer mit einem 45 km/h schnellen Fahrrad auf ein querendes Auto prallt hat kaum Chancen, ohne enorm schwere, sogar tödliche Verletzungen davon zu kommen. Fast ebenso fatal kann eine Kollision zwischen Radfahrer und Fußgänger enden.
Die 45-km/- Pedelecs müssen eigentlich wie Kleinkrafträder mit Versicherungskennzeichen, Bremslicht, Spiegel und geeigneten Reifen ausgerüstet sein. Weil die Rechtslage unklar ist, werden diese Vorschriften jedoch ignoriert. Deshalb sind die meisten „Schnell-Radler“, illegal unterwegs.
Die Versicherer fordern deshalb eine neue, eindeutige Fahrzeugklasse mit 30-km/h-Beschränkung, Versicherungskennzeichen, Mofa-Prüfbescheinigung, Fahrradhelm und Klingel statt Hupe. Generell sei es falsch, die elektrischen Komponenten in normale Fahrräder einzusetzen. Komplettentwicklungen mit stabileren Rahmen und ausreichend gekapselten und sicher befestigte Batterien seien notwendig.
Und schließlich wird es höchste Zeit, durch Aufklärungsaktionen andere Verkehrsteilnehmer mit der neuen Fahrradgattung vertraut zu machen, so der Leiter der Unfallforschung der Versicherer, Siegfried Brockmann. Im vergangenen Jahr wurden rund 200 000 Fahrräder mit Elektromotor verkauft. Für 2011 rechnet der Zweiradindustrieverband (ZIV) sogar mit 300 000 Verkäufen.
Holger Glanz, Auto+news, Foto.Glanz
Mehr infos:
www.udv.de