18. 10. 2019
Kia: Breit angelegte Antriebsstrategie
Kia Niro: Mit Elektro-, Hybrid- oder Plug-in-Hybrid-Antrieb
Der koreanische Hersteller Kia gehört zu den weltweit führenden Herstellern von elektrifizierten Autos. In Deutschland hatte schon im vergangenen Jahr jeder achte Kia einen Antrieb unter der Haube, der in irgendeiner Form elektrisch unterstützt wurde. Sei es als Hybrid, Mildhybrid, Plug-in-Hybrid oder gar als reines Elektro-Fahrzeug wie der Kompakt-SUV E-Soul.
Der eine Handbreit größere Crossover Niro ist ebenfalls als reines Elektroauto zu haben, wird aber natürlich vorwiegend als Hybrid und Plug-in-Hybrid bestellt. Seit Juli 2019 ist er mit modifiziertem Außendesign, verfeinertem Interieur und angereicherter Innenausstattung erhältlich. Als Plug-in-Hybrid kommt er auf 58 Kilometer elektrische Reichweite, im Stadtverkehr gar auf 65 Kilometer. Das ist aber nichts gegen die Reichweiten der Elektrofahrzeuge E-Soul und E-Niro, die mit 450 bis 650 Kilometer beziffert werden.
Steffen Cost, Geschäftsführer von Kia Motors Deutschland, hält bis Ende 2019 rund 13 Prozent der europaweiten Kia-Verkäufe für elektrizifiert, sieht die Marke aber auch bei Benzinern und Dieseln gut aufgestellt. Ein Außendienstmitarbeiter, der pro Tag 500 Kilometer zurück legt, sei mit einem Diesel, möglichst mit Hybrid- oder Mildhybrid-System, besser bedient, so Steffen Cost. Wer häufig auf langen Strecken unterwegs ist, in der Stadt aber sauber fahren wolle, für den sei ein Plug-in-Hybrid ideal. Allein wer vom Stadtrand täglich in die City pendelt und sein Fahrzeug zu Hause aufladen kann, sei für ein reines Elektroauto prädestiniert.
Für lange Zeit würde der größte Teil der Neufahrzeuge in Deutschland noch mit Verbrennern fahren. Die durchschnittliche CO2-Emission neuer Autos sank von 188 g/km im Jahr 1998 auf 130 g/km im Jahr 2018. 2016 war sie mit 127 g/km sogar noch niedriger, stieg dann wegen des Dieselfahrzeug-Rückgangs wieder an. Beim CO2-Ausstoß könnten E-Fahrzeuge natürlich punkten. Doch im Produktionsprozess sähe die Sache ganz anders aus. Dabei werden bei einem Pkw mit Verbrennungsmotor sechs bis sieben Tonnen CO2 emittiert, bei einem Elektrofahrzeug aber elf bis zwölf Tonnen. Im CO2-Ausstoß eines ganzen Autolebens unterscheiden sich Diesel- und E-Autos darum nicht. Der Benziner liegt noch darüber. Erdgas-Autos darunter. Erst Wasserstoff- und E-Autos sind in punkto Treibhausgas-Ausstoß vorbildlich. Allerdings nur, wenn sie zu 100 Prozent mit regenerativer Energie betrieben werden.
Noch wird knapp die Hälfte des in Deutschland erzeugten Stroms aus fossilen Energieträgern gewonnen. Deshalb sei reiner Elektrobetrieb nicht immer die sauberste Lösung, sagt Steffen Cost. Die Ladeinfrastruktur und die Ladefähigkeit ist auch noch nicht voll entwickelt. In Stuttgart hat man ausgerechnet, dass bei einem zehnprozentigen E-Auto-Anteil 1200 Normal- und 120 Schnellladestationen benötigt würden. Aber wohin damit, sollen diese doch Bürgersteige nicht einengen und Parkräume nicht einschränken?
Kia wird bis 2025 rund 25 weitere Modelle und Varianten mit elektrizifiertem Antrieb anbieten, darunter auch ein Brennstoffzellenfahrzeug. Ab 2021 will Kia E-Autos mit 800-Volt-Ladesystemen ausstatten. Damit lässt sich an den Ionity-Schnellladesäulen eine Ladeleistung von 350 Kilowatt ausschöpfen. Aufladung von 20 auf 80 Prozent dauert damit nur sechs bis acht Minuten.
Das hindere die Marke aber nicht, sich auch weiterhin der Optimierung von Benzin- und Diesel-Antrieben zu widmen, wie Geschäftsführer Steffen Cost betont.
Holger Glanz, autoplusnews, Foto: Kia