14. 1. 2018
CMT 2018: Wer hat noch eine Hecksitzgruppe?
Am 13. Januar öffnete die CMT, weltweit größte Publikumsmesse für Tourismus und Freizeit, für neun Tage ihre Pforten. Wie seit Jahren gewohnt, kann Roland Bleinroth, Geschäftsführer der Landesmesse Stuttgart GmbH, Rekordzahlen verkünden: Erweiterung auf 120 000 Quadratmeter, 143 Marken, 120 Premieren und insgesamt 1000 Reisemobile, Caravans und Freizeitfahrzeuge. Die größte CMT aller Zeiten, so Roland Bleinroth.
Sechs der zehn Hallen nimmt der Camping- und Caravaning-Bereich ein. Sie werden von Caravans und Wohnmobilen jeder Größe und Couleur beherrscht.
Branchenriese Knaus-Tabbert produzierte im vergangenen Jahr mit 20 823 Fahrzeugen gut 25 Pozent mehr als 2016. Sein Umsatz legte im gleichen Maße auf 590 Millionen Euro zu. Konkurrent Hymer rechnet für das Geschäftsjahr 2017/18 mit einem Umsatzplus von rund zwölf Prozent auf etwa 527 Millionen Euro.
Dass Wohnmobile und Caravans seit Jahren enorm boomen, Camping- und Stellplätze in südlichen Ländern selbst im Winterhalbjahr gut belegt sind, ist Fakt. Die Frage Caravan oder Reisemobil scheidet die Geister. Die einen schwören auf die an- und abhängbare Zweitwohnung und schätzen ihre Geräumigkeit, die anderen die Allroundeigenschaften und die Wendig- und Parkfreundlichkeit eines Wohnmobils und nehmen dafür beengtere Verhältnisse in Kauf.
Schlafraum im Knaus Boxstar
Schlafraum im Hymer Grand Canyon
Abgesehen von wenigen Ausnahmen, zum Beispiel bei der Marke Challenger, verlässt man sich auf bewährte Layout-Lösungen: drehbarer Fahrer- und Beifahrersitz, gegenüber eine Bank mit steiler Lehne, dazwischen ein Tisch, dahinter Nasszelle und Küchenzeile, im Heck zwei fest eingebaute Betten. Je nach Größe, ob teilintegriertes Fahrzeug oder Kastenwagen, zwei weitere Schlafplätze im hohen Alkoven oder herunterklappbare Hubbetten. Selbst reine Zweipersonen-Mobile, in der Regel Kastenwagen, bieten ein separates Schlafabteil. Zweipersonen-Mobile mit bis zu sechs Personen fassender Hecksitzgruppe, die zum Schlafen zur Liegefläche für zwei Personen umgebaut werden muss, sind kaum noch zu finden. Großserienhersteller Pössl hatte mit dem Pössl For2 auf Ford Transit-Basis bis 2016 eines der letzten Fahrzeuge dieser Art im Angebot. Fragt man Pössl-Vertreter nach einem Nachfolger? Kein Bedarf, lautet die Antwort. Die Käufer wünschen sich fest installiere Betten, die zum Schlafen nicht umgebaut werden müssen. Dass sie dadurch einen großen Teil der Bewegungsfreiheit im Fahrzeug einbüßen, stört sie offenbar nicht.
U-förmige Hecksitzgruppe im HRZ Life
Einer der letzten, der an die U-förmige Hecksitzgruppen-Konfiguration festhält, ist der Individual-Ausbauer HRZ. Das kürzlich ins badenwürttembergischen Bretzfeld übersiedelte Unternehmen baut Wohnmobile auf Mercedes-Sprinter- und VW-Crafter-Basis. In der Ausführung "Life" hat man es mit einem Sechs-Meter-Gefährt mit Hecksitzgruppe zu tun. Die Schwestermarke Schwabenmobil präsentiert auf der CMT ein raffiniert geschnittenes neues Zweipersonen-Mobil namens Tango auf Basis des VW Crafter, ebenfalls mit Hecksitzgruppe. In der Fünfmeterklasse wird man noch beim Reisemobilbauer Burow aus dem bayerischen Mering fündig, muss auf eine Nasszelle aber verzichten. In der Siebenmeter-Klasse bietet allein Lunar in Grevenbroich noch ein Mobil mit umbaubarer U-Sitzgruppe an.
Holger Glanz, autoplusnews, Fotos: Knaus-Tabbert, Hymer, HRZ