2. 7. 2018
Neuer Ford Focus: Jetzt nicht nur in Kurven Spitze
Der Focus war immer das Auto, das dem Golf das Leben schwer machte. Denn sein Fahrwerk war dem des Wolfsburger Klassenprimus zeitweise haushoch überlegen. Jetzt präsentiert Ford die vierte Generation des kompakten Familiensportlers, der seit 1998 in 16 Millionen Exemplaren gebaut wurde. Dabei wurde nicht vergessen, welchen Ruf es zu verteidigen gilt. Der neue Focus soll wieder mal in Sachen Federung, Dämpfung, Lenkung, Karosseriesteifigkeit und damit Straßenlage ganz weit vorn liegen.
Wie ernst die Kölner Entwickler das Thema nahmen, ist offensichtlich. Denn erstmals konstruierten sie für das Auto gleich zwei Hinterachsen. Je nach Modell und Motorausstattung gibt es entweder eine Verbundlenker- oder eine Multilink-Hinterachse. Für die fünftürige Limousine mit Multilink-Achse gibt es als Option (1000 Euro) sogar eine adaptive elektronische Dämpferregelung (CCD: Continuously Controlled Damping). Das System arbeitet im Zwei-Millisekunden-Rhytmus und somit so schnell, dass der Stoßdämpfer bereits reagiert, wenn das Rad die Vorderkante eines Schlaglochs überrollt -- also noch bevor es dort eintaucht. An den Hinterrädern reagiert das System entsprechend. Und muss dabei gar nicht mal so schnell sein. Denn es wurde von den Vorderrädern rechtzeitig vorgewarnt.
Das mag man glauben oder nicht. Gute Straßenlage ist unbestreitbar. Ganz einig war man sich bei der Pressevorstellung jedoch nicht darüber, ob in Sachen Abrollkomfort noch Luft nach oben bleibt. Obwohl sich seine Abmessungen kaum veränderten, ist der Focus spürbar geräumiger geworden. Irgendwie hat man das Gefühl, seinem Nebenmann nicht mehr so dicht auf der Pelle zu sitzen. Vorn und hinten. Und im Fond hat man eindeutig mehr Platz vor den Knien. Auch weil die Vordersitzlehnen nicht mehr ganz so dick sind. Fahrer und Beifahrer merken davon aber nichts. Sie sitzen immer noch sehr bequem und werden auch bei hoher Querbeschleunigung gut fest gehalten. Im Cockpit sieht es jetzt irgendwie aufgeräumter aus. Fast automatisch greift man gleich an die richtigen Stellen. Das war bisher nicht so. Fahrer, die gern breitbeinig sitzen, ist auch geholfen: Die Mittelkosole wurde angenehm schmal gehalten, sodass sie nicht mehr mit dem Gasbein dagegen stoßen. Dass alles gut verarbeitet erscheint und hohe Qualität ausstrahlt, nimmt man ebenfalls gern zu Kenntnis. Dabei handelte es sich bei den Autos für die Pressevorstellung noch um Vorserienmodelle. Bei den Serienautos könnte an der einen oder anderen Stelle also noch gefeilt werden.
Natürlich wurde der Focus den Zeichen der Zeit folgend mit allen Assistenzsystemen ausgerüstet, die heute moderne Autos auszeichnen. Abstandstempomat, der sogar Stop-and-Go-Verkehr beherrscht, also selbsttätig wieder anfährt. Einparken längs und quer vollautomtisch. Kollisionswarner. Fußgängererkennung. Verkehrsschilderkennung. Totwinkelassistent. Head-up-Display. Sogar ein Ausweichassistent ist an Bord, der das Umfahren von Hindernissen durch Lenkeingriff unterstützt. Auch das Mulimedia-Angebot lädt ein, aus dem Extra-Angebot noch massenhaft drauf zu packen. (Grundpreis ab 18 700 Euro). LED- oder Matrix-LED-Licht gefällig? B&O Sound-System? Alles zu haben. Die Motoren haben drei oder vier Zylinder, sogar Zylinderabschaltung und sind durchweg auf Sparsamkeit getrimmt. Auf Wunsch gibt es eine Achtstufenautomatik, die wie bei Jaguar mit einem Drehknopf bedient wird. Interessante Neuheit ist eine Falschfahrer-Warnfunktion, die optisch und akustisch warnt, wenn man in falscher Richtung auf eine Autobahn auffährt. Wie der neue Focus ausschaut, zeigen die Fotos. Er wurde etwas flacher und glänzt mit besserem Luftwiderstandsbeiwert (cw 0,27). Für die sportliche Ausführung ST-Line wird sogar ein üppiger Dachspoiler angeboten.
Holger Glanz, autoplusnews. Fotos: Glanz, Ford (1)
Für mehr Infos:
www.ford.de