25.6.2015
Kleintransporter: Risiken inclusive
Der Versicherungskonzern AXA unterhält seit mehr als 30 Jahren ein Zentrum für Unfallforschung und Prävention im schweizerischen Wildhaus und leistet unter anderem mit speziellen Crashtests alljährlich wichtige Beiträge zur Verkehrssicherheit. Im Focus der diesjährigen Tests standen Kleintransporter bis 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht.
Zwischen 2010 und 2014 nahm die Zahl der Neuzulassungen von Kleintransportern um 16 Prozent zu. 2014 wurden in Deutschland knapp 230 000 Fahrzeuge dieser Gattung zugelassen. Insgesamt befinden sich 2,2 Millionen auf deutschen Straßen. Nach Angaben des statistischen Bundesamtes stieg der Anteil der Kleintransporter-Unfälle mit Personenschaden von 1995 bis 2013 um mehr als zehn Prozent. In mehr als 63 Prozent der Unfälle wurden Lieferwagen-Fahrer als Hauptunfallversicherer ausgemacht. Die Schadensdaten der AXA belegen, dass privat genutzte Kleintransporter 44 Prozent mehr Haftpflichtversicherungsschäden verursachen als Pkw.
Die schweren, unübersichtlichen und fallweise sehr stark motorisierten 3,5-Tonner, die mit einem normalen Pkw-Führerschein gefahren werden dürfen, sind vor allem in der Hand von Gelegenheitsfahrern gefährlich. Wer sich, wie es häufig vorkommt, so ein Fahrzeug etwa zum Umzug oder Möbelkauf ausleiht, läuft Gefahr von den ungewohnten Dimensionen überfordert zu werden. Was passiert, wenn zum Beispiel die Höhe des Transporters beim Durchfahren einer Unterführung oder bei der Einfahrt in ein Parkhaus unterschätzt wurde, lässt sich leicht ausmalen. Axa hat es in einer Crashvorführung eindrucksvoll demonstriert.
Der Transporter-Fahrer unterschätzt die Höhe seines Fahrzeugs
Die Folgen sind verheerend
Lieferwagen unterliegen keinem Sonn- und Feiertagsfahrverbot und erfreuen sich schon deshalb bei kleinen und großen Unternehmen wachsender Beliebtheit. Leider verursachen auch gewerbliche Lieferwagenfahrer, also Leute, die tagtäglich am Steuer sitzen, ungewöhnlich viele Unfälle – sei es wegen Zeitdrucks, Ablenkung, Müdigkeit oder schlechter Ladungssicherung.
Die passive Sicherheit von Kleintransportern ist vergleichbar mit jener von Personenwagen, sagt Bettina Zahnd, oberste Unfallforscherin der AXA Winterthur. Auffahrunfälle gingen für die Fahrer meist relativ glimpflich ab, für den Unfallgegner dagegen umso heftiger – schon wegen des hohen Gewichts. Wegen der steilen Frontpartie hätten auch Unfälle mit Fußgängern in der Regel verheerende Folgen, so die Unfallforscherin. Dringend geboten sei deshalb eine Instruktionspflicht für Vermieter und eine Weiterbildungspflicht für gewerbliche Nutzer von Kleintransportern.
Holger Glanz, autoplusnews, Foto: AXA Winterthur
Für mehr Infos: www.axa.de