1.5.2013
Peugeot 208 GTi: Der pure Fahrspaß
Zufall oder nicht. Gerade hat VW einen neuen Golf GTI präsentiert, da zieht Peugeot mit einem 208 GTI nach. GTI haben sowohl bei VW als auch bei Peugeot eine lange Tradition. Die längste haben freilich die Wolfsburger. Schon 1976 kam der erste Golf GTI auf den Markt – anfangs in zaghafter Stückzahl. Peugeots GTI-Geschichte begann erst 1983 mit dem 205 GTI. Ob die Volkswagenleute sich grämen, dass sie sich die Buchstaben GTI nicht haben patentrechtlich schützen lassen, und zwar in jeder Groß- und Kleinschreibweise, ist nicht bekannt.
Egal. Hauptsache, jeder im Land weiß Bescheid, dass GTI´s (oder GSI´s) Autos sind, die immer mit genügend Leistung gesegnet sind, (fast) immer ein kompaktes Format haben und auch bezahlbar sind. Nur damit war es möglich, die Überholspur zu demokratisieren.
Vielleicht das beste am 208 GTi: sein Konzept ist sich treu geblieben. Während ähnlich konzipierte Konkurrenten im Lauf der Jahre an Größe und Gewicht zulegten, präsentieren die Franzosen ein Auto im Kompaktformat – mit 3,96 Meter Länge Polo- statt Golf-Größe. Und natürlich ausschließlich zweitürig. Zum Glück hielt man die äußerlichen Erkennungsmerkmale so dezent, dass es nicht krawallig wirkt. Bis auf den Kühlergrill im Schachbrettdesign und den GTi-Schriftzug an der C-Säule (natürlich auch am Heck) weist nur wenig auf die Sportlernatur hin. Wer genauer hinschaut, bemerkt vielleicht die leicht verbreitere Spur – vorn um zehn, hinten um 20 Millimeter. Möglicherweise auch, dass die Scheinwerfer eine andere Innenstruktur haben. Ganz sicher fallen ihm aber die roten Bremssättel auf. Die dunkel getönten hinteren Scheiben, der Heckspoiler in Wagenfarbe und die zweifarbigen Leichtmetallräder sind letztendlich auch nicht zu übersehen.
Innen wird unverstellt betont, dass man es mit einem besonderen Mitglied der 208-Familie zu tun hat. Rote Ziernähte an den Türverkleidungen, am Schalthebel, Handbremsgriff und an den Fußmatten. Die Armaturentafel ist mit nachgiebigen Kunstlederbezügen versehen, die ebenfalls rote Nähte zieren. Und auch die mit starken Seitenwülsten versehenen Sitze mit GTi-Schriftzug passen ins Bild. Nicht zu vergessen das unten abgeflachte Lederlenkrad, das wie in Rallyeautos üblich eine Markierung für die Geradeausstellung trägt. Aber kein Licht ohne Schatten: Wie in allen 208 blickt der Fahrer nicht durch sondern über das Lenkrad, um die Instrumente zu sehen. Das ist und bleibt gewöhnungsbedürftig. Keinerlei Kritik gilt hingegen der rot beleuchteten Instrumentenumrandung.
Das wichtigste an jedem GTI, ob mit großem oder kleinem i, sitzt freilich unter der Haube. Beim 208 ist es ein 1,6 Liter großer Turbomotor mit 200 PS bei 6000 Umdrehungen. Schon bei 1700 Umdrehungen betraut er die Kurbelwelle mit 275 Newtonmeter – ein Wert, den man sonst nur von Dieselmotoren kennt. Mit 1265 Kilogramm (incl. Fahrer) ist der GTi etwa 90 Kilogramm leichter als entsprechende zahmere Familienmitglieder. Dennoch besitzt er ein verstärktes Fahrwerk mit deaktivierbarem ASR und ESP.
So wie sich die Daten lesen, so fährt sich der flotte Franzose auch. Er hat eine angenehm direkte, zielgenaue Lenkung. Sein Motor hängt am Gas wie eine Haftmine. Sein Fahrwerk erlaubt kein Wanken. Federung und Dämpfung sind so abgestimmt, dass man noch von ausreichend Abrollkomfort sprechen kann. Untersteuertendenz in Kurven ist spürbar, aber nie so, dass er über die Vorderräder schiebt. Wenn doch – mit leichtem Gaslupfen bekommt man die Sache leicht in den Griff. Laut Werk soll der GTi in 6,8 Sekunden auf hundert beschleunigen und 230 km/h Spitze schaffen. Der Normverbrauch wird mit 5,9 Liter/100 km angegeben.
Der Peugeot ist für 22 900 Euro zu haben (Golf GTI: ab 28 350 Euro). Trotz Klimaautomatik, Sitzheizung, Tempomat, Bordcomputer, Parkpiepser und Audioanlage bleibt noch die Möglichkeit, Extras zu bestellen. Zum Beispiel für ein Navi (ab 490 Euro), ein Panorama-Dach (410 Euro), einen Parkassistent (500 Euro), für Kurvenlicht (100 Euro) oder einen auffälligen Dach- und Motorhaubenaufkleber (200 Euro). Der Aufkleber erinnert an die in den siebziger Jahren so beliebten Rallyestreifen. Ein Angebot für diejenigen, die es nicht lassen können.
Holger Glanz, autoplusnews, Fotos: Peugeot
Für mehr Infos: www.peugeot.de