14.10. 2020
Val de Vienne: eine Rennstrecke zum Wohlfühlen
Wohl kein anderes europäisches Land hat so viele Rennstrecken wie Frankreich. Eine der am wenigsten bekannten ist der Circuit Val de Vienne, etwa 50 Kilometer südlich von Poitiers, nahe der Ortschaft Le Vigeant. Sie wurde 1990 eröffnet, ist 3,7 Kilometer lang und hat 18 Kurven und 32 Boxen. Den Rundenrekord hält der Franzose Simon Pagenaud auf einem Dallara Formel 3 in 1.28.091 min.
Das Besondere an dieser Strecke: Sie ist überaus idyllisch gelegen und bietet außerordentlich schöne Zuschauerplätze. Direkt an der Strecke mit Blick darauf gibt es ein modernes Hotel mit sehr günstigen Preisen. Je nach Saison ab 74 bzw.126 Euro pro Doppelzimmer. Es herrscht keine Parkplatznot, Wohnmobilstellplätze werden ebenfalls ausgewiesen.
Das Department Vienne in der Region Nouvelle-Aquitaine ist nur dünn besiedelt. Während ein meist geringer Zuschauerandrang zur angenehmen Atmosphäre beiträgt, ist auf der Strecke und im Fahrerlager der Rennstrecke um so mehr los. Fast jedes Wochenende ist der Kurs mit Clubrennen, Oldtimerrennen, Langstreckenrennen und anderen Wettbewerben für Autos und Motorräder belegt. Die Hauptereignisse sind die Französische Formel-4-Meisterschaft und die "Nascar Euro Series". Aber auch die "Historic Tour" für historische Formel 3- und Formel Renault-Monoposti gehört zu den Highlights. Wochentags finden sehr häufig Tracktests statt, also Trainingsveranstalten für Profis, Amateure oder gar Einsteiger. Die einsame Lage der Rennstrecke verhindert ein Lärmlimit und je nach Veranstaltung ist auch das Fahrerlager für Zuschauer nicht absolut tabu. Ob Tracktest- oder Renntage – die Events sind höchst professionell, aber unaufgeregt organisiert. Das Fahrerlager bietet mit 4500 Quadratmetern sehr viel Platz für die Akteure. Es fehlt weder an ausreichend Sanitäranlegen, diversen Renndiensten oder einem Restaurant.
Val de Vienne besitzt die FIA-Stufe 2 und konkurriert natürlich nicht mit Formel-1-tauglichen Strecken wie Paul Ricard, Dijon-Prenois oder Magny-Cours bei Nevers. Schon gar nicht mit dem weltberühmten Le-Mans-Kurs. Eher mit den Pisten bei Ledenon, Nogaro, Albi oder Pau. Auch der Circuit de Charade bei Clermond Ferrand gehört dazu, einer Rennstrecke, die aus einem Nürburgring-Nordschleifen-ähnlichen Kurs hervorgegangen ist, der in den 70er Jahren auch von der Formel 1 genutzt wurde.
Holger Glanz, autoplusnews, Foto: Inge Glanz, autoplusnews