5.11.2019
TÜV-Rheinland:
Gutachten per Hightech-Scanner
Dokumentation eines Hagelschadens im Scanner
TÜV Rheinland, weltweit aktiver Prüfdienstleister, hat das Bochumer Start-up "adeomea" übernommen, um sich dessen jüngste technologische Entwicklung zunutze zu machen. Dabei handelt es sich um ein System zur automatisierten Schadenerfassung auf Basis eines Hightech-Fahrzeugscanners. Dieser liefert binnen einer Minute ein Abbild der Fahrzeughülle, um Kratzer, Beulen, Hagelschäden oder gar Vogelkot-Verätzungen aufzuspüren. Er nutzt dabei die so genannte Streifenreflexionstechnik. 16 Kameras erfassen Oberflächenspiegelungen und sind in der Lage, unter 140 Mikrometer tiefe Kratzer zu erfassen. Das entspricht gerade mal einer zweifachen Haardicke. Bei dem Scan entstehen Datenmengen von mehreren Gigabyte. Auffälligkeiten werden erkannt, kategorisiert und präzise unterschiedlichen Fahrzeugbereichen zugeordnet.
Dieses so genannte MIKo-System (Mobiles Identifikationssystem für Kraftfahrzeug-Oberflächenfehler) wird TÜV Rheinland vordringlich in seinem Geschäftsfeld "Autoservices und Gutachten" einsetzen. Diese Abteilung liefert unabhängige und von Versicherungsunternehmen genutzte Berichte über Fahrzeugzustände bei Miet- und Flottenfahrzeugen, nach Unfällen, Hagelereignissen oder nach Ablauf von Leasing-Phasen. Transportschäden bei Neufahrzeugen zählen ebenfalls dazu.
Bisher mussten Schäden von den Sachverständigen manuell ermittelt werden. Dazu gehörte sogar das Zählen von Hageleinschlägen, was mindestens zwanzig bis dreißig Minuten in Anspruch nahm. Dagegen steht die Scanner-Zeit von nur einer Minute, die man sogar noch auf dreißig Sekunden reduzieren will. "Aber die Expertise unser Sachverständigen ist auch weiterhin gefragt," sagt Andreas Blecker vom TÜV Rheinland. Sie könnten sich dann verstärkt eventuellen Schäden im Innen- und Motorraum, der Untersuchung elektronischer Systeme und der Überprüfung von Wartungen und Reparaturen widmen. Die Feststellung der Schadenhöhe soll allerdings künftig auch das MIKo-System übernehmen. Mittels künstlicher Intelligenz soll es aus den Daten lernen und wiederkehrende Schäden automatisch erkennen und bewerten.
"Bislang ist unser Gutachtengeschäft vor allem auf den deutschen Markt konzentriert," sagt Dr. Matthias Schubert, der das Mobilitätsgeschäft des TÜV Rheinland weltweit verantwortet. "Nun wollen wir auch globale Märkte erschließen."
Holger Glanz, autoplusnews, Foto: Glanz